Warum sind Upcycling Möbel eine gute Idee?

Aufarbeitung eines alten Tisches von Hand

Was versteht man eigentlich unter dem Begriff "Upcycling Möbel"? Was bedeutet das für das Möbeldesign, die Möbelindustrie und für dich persönlich? 

Und warum sind Upcycling Möbel eine gute Idee? 

Dieser Artikel erklärt dir das Zukunftsthema etwas genauer, zeigt einige Beispiele aus der Praxis und gibt dir weitergehende Hinweise.

Grundsätzliches zum Begriff Upcycling

Bevor ich auf Möbel und Möbeldesign eingehe, sollte klar sein, was eigentlich generell unter dem Begriff Upcycling zu verstehen ist.

Man kommt der Erklärung des Begriffs leichter näher, wenn man den Unterschied zwischen Recycling und Upcycling kennt.

Recycling ist uns sicher allen ein Begriff:

Beim Recycling wird ein Rohstoff aus einem nicht mehr benötigten Produkt zurückgewonnen.

Es geht also um die Wiederverwertung schon einmal benutzter Gebrauchsartikel oder Materialien.

Ausbau einer alten Hafen-Kaianlage aus Holz

Und was ist der Unterschied zwischen Upcycling und Recycling?

Upcycling ist Recycling - hebt ein Recyclingmaterial aber noch einmal auf eine höhere Stufe, indem es zu einem höherwertigen Produkt verarbeitet wird.

Beim Upcyceln eines Objektes entsteht durch weitere Bearbeitung oder Aufarbeitung also ein neues Objekt mit einem höheren Nutzen, einer höheren Wertigkeit oder besseren Eigenschaften.

Ein Beispiel für Upcycling, das jeder kennt: Palettenmöbel.

Viele einfache Bistros, Restaurants oder Bars verwenden ausrangierte Europaletten oder Einwegpaletten als Sitzmöbel und Tische.

Auch im Gartenbereich kann man solche Palettenmöbel finden.

Die alten Paletten werden also nicht nur recycelt und zu einer neuen Palette aufgearbeitet. Sie erhalten als Möbelstück eine höhere Wertigkeit.

Wenn du magst, kannst du im Archiv bei Wikipedia diesen ausführlichen Artikel zum Thema Upcycling mit vielen Zusatztexten und Nebenverweisen nachlesen.

Warum ist Upcycling für uns alle ein wichtiges Thema?

Dass die Rohstoffe auf unserer Welt endlich sind, dürfte für niemanden neu sein.

Das Bewusstsein für die Natur und unseren Umgang mit der Erde wächst. Wir alle merken das z.B. an den zunehmenden Diskussionen um das Auto und die Mobilität der Zukunft.

Die jüngsten politischen Entwicklungen zeigen, dass es nicht mehr nur eine Randgruppe ist, die sich mit Umweltthemen auseinandersetzt.

Die Schonung unserer Ressourcen und die Verringerung schädlicher Emissionen ist für viele zu einem wichtigen Anliegen geworden.

Es ist den meisten mittlerweile wohl klar geworden, dass gehandelt werden muss, wenn wir unsere Umweltprobleme noch in den Griff bekommen wollen.

Ein wesentlicher Teil unseres weltweiten Umweltproblems ist die heutige Wegwerfgesellschaft.

Mir fällt zu diesem Thema immer mein Opa ein: Er hat seinen Fernseher, soweit ich mich erinnern kann, mindestens 5 Mal durch einen Fernsehtechniker vor dem "Tod" bewahrt.

Macht so etwas heute noch irgend jemand? Die allermeisten wohl kaum. Die wichtigsten Produkte im Haushalts- und Wohnbereich sind heute relativ günstig und werden beim ersten Problem ausgetauscht.

Wo der alte Fernseher bleibt, interessiert nur wenige Verbraucher. Er “fliegt“ in irgendeinen Container und landet als Technikschrott ... wer weiß wo.

Viele machen sich nach der Neuanschaffung kaum noch Gedanken über die Entsorgung oder Aufbereitung des alten Produktes.

Bearbeitung einer Tischoberfläche mit einer Schleifmaschine

Was sind die konkreten Folgen unserer Wegwerfmentalität?

Dabei wissen wir ja eigentlich, welche Probleme unser Handeln und die ständige Entsorgung und Neuproduktion nach sich ziehen:

  1. Große Müllmengen
  2. Emissionen beim Transport des Mülls (oft in ferne Länder)
  3. Zweifelhafte Entsorgung
  4. Ausbeutung von Rohstoffen für immer neue Produkte
  5. Emissionen bei der Neuprodukten
  6. Emissionen bei Transporten neuer Produkte aus oftmals weiten Entfernungen

Auf den ersten Blick lässt sich erkennen, dass da einiges schief läuft.

Man muss kein fanatischer Umweltaktivist sein um zu merken: Es ist Zeit zu handeln.

Spätestens seit dem Klimaabkommen von Paris ist das wohl auch den letzten Leuten klar geworden. Hier ein Überblick aus Tagesschau.de  zu den Zielen, Vereinbarungen und dem, was von dem Gipfel in Paris noch übrig ist. 

Es entstehen durch unsere moderne Lebensweise und die Nutzung von Wegwerfartikeln einfach zuviel Müll und schädliche Emissionen.

Wie sieht es mit dieser Thematik im Bereich von Möbeln und Einrichtungen aus?

Bei Möbeln ist die Situation kaum anders. Die Möbel einiger Anbieter sind ein bisschen zu Modeartikeln geworden.

Viele Möbelhersteller sind heute preislich wie auch qualitativ auf einen häufigen Wechsel ausgerichtet.

Ich persönlich muss ehrlich zugeben, dass ich immer ein echter Ikea-Fan war. Die frischen skandinavischen Möbel, das tolle Design für einen kleinen Geldbeutel und die Art wie Ikea das macht, gefallen mir.

Mir ist aber vor einiger Zeit dieser Artikel im Stern  aufgefallen. 

Wesentliche Kritikpunkte an der Vorgehensweise der großen Möbelanbieter sind:

  • Verwendung von Hölzern aus fragwürdiger Herkunft
  • Oft keine nachhaltige Abholzung
  • Produktion in Billiglohnländern
  • Ausbeutung der Mitarbeiter

Wenn nur ein Teil der genannten Dinge wirklich stimmt, sollten wir unser eigenes Verbraucherverhalten überdenken.

Offensichtlich ist es so, dass die heutige Möbelindustrie sich zu einem großen Teil keine ausreichenden Gedanken um unsere Natur macht.

Um die Preiswünsche und Modelust der Kunden zu erfüllen, werden zweifelhafte Wege gegangen.

Der schwedische Möbelriese Ikea hat mittlerweile bereits Konsequenzen aus dem wachsenden Verbraucherbewusstsein gezogen.

Ikea will zukünftig umweltfreundlicher werden. Ein Bericht im Handelsblatt  beschreibt eine Reihe von Maßnahmen, die bis zum Jahr 2030 umgesetzt werden sollen. 

Demnach befassen sich die Schweden intensiv mit nachwachsenden und recycelten Rohstoffen. Eine gute Entwicklung, wie ich finde.

Die übrige Möbelindustrie macht scheinbar erstmal so weiter.

Es lohnt sich in Zukunft also, hier etwas genauer hinzusehen.

Was kann ein Weg aus der Misere sein?

Umweltschutz sollte nicht zur Glaubensfrage werden - so sehe ich das jedenfalls für mich persönlich.

Aber: Wenn wir alle jeden Tag einen Teil zum Umweltschutz beitragen, können wir schon ganz viel erreichen.

Wie so oft im Leben, werden nur dann ganz viele mitmachen, wenn es gut umsetzbar ist.

Die Wiederverwertung und Aufwertung von Produkten ist eine gute Möglichkeit für den Umweltschutz - auch bei Möbeln.

Für mich gibt es zwei Upcycling Bereiche, die man getrennt voneinander betrachten sollte: Den Hobbybereich und das professionelle Möbeldesign.

fertiger Sitzblock aus Upcycling-Holz auf Rollen

Möbel Upcycling im Hobbybereich oder als Kleingewerbe

Hier werden einzelne Produkte oder Einrichtungsteile, die bereits ein „erstes Leben“ hinter sich haben, aufgearbeitet und mit schönen Ideen zu einem neuen Möbelstück upcycelt.

Aus einfachen Gegenständen, die nicht mehr benötigt werden, entstehen wertige Möbelstücke.

Das Wegwerfprodukt wird also nicht nur zu einem neuen Rohstoff recycelt. Es bekommt eine neue Bedeutung mit einem höheren Wert oder Nutzen.

Mehr als ein Trend

Für einige ist Upcycling zu einem Teil ihrer Lebenseinstellung geworden.

Alte Produkte nicht einfach wegzuwerfen, sondern eine Idee zu haben und einen zukünftigen Nutzen darin zu erkennen, gehört für sie zur Lebenseinstellung dazu.

Kreativität bringt neuen Nutzen

Durch die Kreativität der Nutzer erhalten die weggeworfenen oder abgenutzten Artikel eine neue Aufgabe.

So werden zum Beispiel aus alten Industrieleuchten wunderbare Wohnzimmerlampen. Statt auf dem Schrott zu landen, finden die alten Leuchten ihren Weg in ein schönes Appartement.

Hobbybastler, private Anbieter und kleine Gewerbebetriebe

Hergestellt werden diese schönen Dinge meistens von Privatleuten, die Upcycling für sich selbst machen. Sie bauen daraus wirklich beachtliche Möbelstücke.

Darüber hinaus existieren einige kleine Gewerbebetriebe, die sich Upcycling im Möbelbereich verschrieben haben. Sie gestalten tolle, nachhaltige Wohnobjekte aus abgelegten Produkten.

Die Seite Hand-im-Glück.de  gefällt mir z.B. zu diesem Thema sehr gut. 

Wenn du Lust hast, Upcycling Möbel selbst herzustellen, findest du hier zahlreiche Anleitungen zum Basteln, Inspirationen, Ideen und fertige Produkte.

Einige Anbieter verkaufen hier auch ihre fertigen Upcycling Möbel für Haus und Garten.

Upcycling im professionellen Möbeldesign

Richtig spannend wird das ganze Thema Upcycling, wenn wir einen Blick aufs professionelle Möbeldesign werfen.

Hier gibt es inzwischen auch einige professionelle Industrieanbieter und Designer, die Upcycling-Möbel wirklich in Serie bauen.

Upcycling und Design in Serie gefertigt

Diese Anbieter verbinden die ökologischen Vorteile von Upcycling mit Design und der Produktion in Serie.

Du kannst hier also Upcycling Möbel von der Stange kaufen.

Mein Lieblingsbeispiel ist der Möbelhersteller Thors Design aus Dänemark.

Thors Design baut Möbel aus dem nicht mehr benötigten Holz alter Hafenkaianlagen. Das Holz ist extrem haltbar, witterungsbeständig und frei von Schadstoffen.

Die Upcycling Möbel glänzen darüber hinaus mit einem eigenständigen, nordischen Design. Das alte Bauholz ist bereits seit über 50 Jahren Teil eines Hafens und bekommt jetzt ein neues Leben als Möbelstück.

Das ist echte Nachhaltigkeit als Serienproduktion, die ich genauer in in einem weiteren Artikel beschreibe. 

schöner, langer Esstisch aus massivem Holz in einem Hotel

Weitere Beispiele für Upcycling Möbel im Profibereich

Ein paar weitere Beispiele habe ich bei meiner Recherche in diesem Artikel der Deutschen Bahn gefunden.

Wer Lust hat, stöbert da einfach mal rein.

Worin bestehen die Aufgaben und Chancen für die Möbelindustrie?

Aus meiner Sicht hat die Möbelindustrie die Aufgabe, das wachsende Umweltbewusstsein der Verbraucher aufzugreifen.

Die großen Anbieter sehen sich einem veränderten Käuferverhalten gegenüber. Die zukünftigen Kunden werden Möbel nicht mehr nur preis- oder modebewusst kaufen.

Wie es Ikea bereits angeht, wird man in Zukunft auf eine nachhaltige Herstellung achten müssen. Rohstoffe, Umwelt und Arbeitskräfte müssen besser behandelt werden.

Hier bleibt abzuwarten, ob den Ankündigungen echte Taten folgen.

Löst Upcycling alle unsere ökologischen Einrichtungsprobleme?

Natürlich tut es das nicht. Aber Upcycling hier und da zu nutzen ist ein Anfang.

Auch beim Bauen und Wohnen spielt Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle.

Der Möbelbereich ist nur ein kleiner Teil des Problems. Er kann aber ein Teil von einem Gesamtkonzept sein und dein (Umwelt-)Bewusstsein auch auf anderen Ebenen schärfen.

Wir alle werden an einigen Stellen umdenken müssen, um zukünftigen Generationen ein gutes Leben und Wohnen auf unserem Planeten zu ermöglichen.

Fazit zum Thema Upcycling Möbel

Upcycling ist also aus mehreren Gründen eine gute Idee.

Es fördert die Kreativität, schont Ressourcen und durchbricht den ständigen Produktionskreislauf der Industrie. Niemand muss seinen Stuhl oder Tisch immer nur beim Möbelriesen kaufen.

Viele sind ja der Meinung, es bringe nichts, wenn der Einzelne etwas tut. Das sehe ich anders. Ich werde über das Thema Upcycling daher auch in Zukunft hier im Blog und im Newsletter schreiben.

Wenn jeder Einzelne jeden Tag eine Kleinigkeit für die Umwelt tut, ist insgesamt sehr viel getan.